Bei­trag vom 11. November 2020

Meine Learnings 2020

Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich langsam schreibe. Diesmal liegt die Ursache woanders. Aber lies selbst …

 

Ein Sommermärchen, nur anders

 

Endlich ist Sommer. Ich sitze in meinem Garten und habe ein Déjà-vu. Nur anders. Erinnerungen an das Sommermärchen 2006 kommen in mir hoch, als sich die Nationalelf für ihren dritten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit Millionen Zuschauern am Brandenburger Tor und hinter den Bildschirmen feiern lässt.

Nicht nur an der Fanmeile, sondern die gesamten vier Wochen über, standen Menschen dicht gedrungen zusammen beim „Public Viewing“. Wir haben gelacht, gefeiert und lagen plötzlich bei völlig Fremden in den Armen. Weltweit hatte man ein Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn. Das scheint nur Fußball zu (er)schaffen. Doch im Frühjahr 2020 kommt alles anders. Ein Virus katapultierte viele von uns in Windeseile von Hundert in den Standby Modus. Weil wir, um uns und andere zu schützen, plötzlich sehr auf Abstand gehen mussten.

 

 

Heute ist so ein wunderschöner Tag, wie im Sommer 2006, der mit dem Start der WM über Deutschland einbrach, und ich sitze auf meinem Meditationskissen. Bisher habe ich mich ehrlich gesagt, nie sonderlich mit dem Thema Mediation beschäftigt, obwohl es durchaus ein gewisses Interesse in mir als neugieriges Multitalent auslöst. Dachte ich. Schließlich ging ich achtsam mit mir und meinem Umfeld um. Zumindest die meiste Zeit. Dachte ich. Dazu kam, dass bisher nie der richtige Zeitpunkt war damit anzufangen. Alles Ausreden, die mir gut bekannt waren. Und letztlich entschuldigte ich mein Tun damit, dass ich auch nicht so genau wusste, wie das Ganze rein körperlich überhaupt funktionieren sollte. Denn irgendwie sah es immer sehr anstrengend aus, wenn ich andere dabei beobachtete, oder mir ein Video auf YouTube dazu anschaute. Wie zum Teufel sollte es gelingen über fünf, zehn, oder sogar zwanzig Minuten im Schneidersitz (man muss nicht, aber ich wollte) regungslos, still zu sitzen, nur dem Atem folgend, mit einem Blick von innerer Zufriedenheit. In mir regten sich Ablehnung und Bewunderung zugleich. Das würden sicher nur Meister des Yoga und total disziplinierte Bewegungsprofis hinbekommen. Zu keiner Kategorie zählte ich mich. Aber als neugieriges Wesen gibt es eben kein Halten mehr, wenn ich einmal von einer Sache angefixt bin. Egal ob noch Dringendes zu tun ist, und ich von dem Neuen bis dahin überhaupt keine Ahnung habe.

 

Aller Anfang ist schwer, auch als Coach

 

Auslöser endlich ins Handeln zu kommen war der Podcast Happy, Holy & Confident meiner wunderbaren Life-Coach Kollegin Laura Malina Seiler, in dem es ebenfalls um Persönlichkeitsentwicklung, aber vor allem auch um Spiritualität geht. Vielleicht kennst du sie schon, weil ich in diesem Jahr bei ihrem wundervollen Team Liebe Wohnzimmer Online Event dabei sein durfte. https://katjavoneysmondt.de/#aktuelles

Ich meldete mich im Januar 2020 an einem von ihr geleiteten, vierwöchigen Programm an, um endlich mehr Klarheit für mein drittes Buchprojekt zu bekommen, und gleichzeitig wollte ich unbedingt noch viel mehr über die Themen Achtsamkeit, Meditation und Spiritualität erfahren. Letzteres hat übrigens nichts mit Esoterik und Woodoo zu tun, und ich distanziere mich auch von irgendwelchen selbsternannten Coaches, die einem immer die schnelle Lösung von Problemen versprechen. Wenn ich eins nach fast zehnjähriger Arbeit als Life-Coach sicher weiß, ist das Folgendes: Wenn wir etwas im eigenen Leben verändern wollen oder müssen, folgt das immer einem Prozess mit klaren Mustern und Regeln. Wir brauchen Zeit und Geduld auf dieser Reise der individuellen Entwicklung. Je besser ich mir das bewusst mache, und erst mal meine Themen im Innen mit mir selbst kläre, um so besser treffe ich im Außen die Entscheidungen, die ich für meine nächsten Schritte brauche. Meditieren sollte für mich so ein Schritt sein. Aller Anfang ist schwer, auch für einen Coach.

 

Vertrau dir, nicht deinem Ego

 

Zurück auf meinem Meditationskissen. Diese Investition von 20,00€ hatte sich wirklich gelohnt, denn meditieren sieht nicht nur anstrengend aus, es ist es auch. Jedenfalls für mich, die in den letzten Jahren etwas eingerostet war. Joggen hält zwar das Herz und den Kreislauf in Schwung, aber für eine wirkliche Dehnung tut es wenig. Da hatte ich Defizite. Das Kissen (einfach mal Meditationskissen googeln)hilft durch die leichte Erhöhung zu einer besseren inneren und äußeren Haltung und schafft einen stabilen Sitz. Trotz aller Anstrengungen möchte ich an dieser Stelle kurz erwähnen, dass ich inzwischen täglich meditiere. Und auch ein kleines bisschen stolz, und dankbar dafür bin. Und du kannst das auch. Bitte nicht aufhören den Blogbeitrag bis zum Ende zu lesen, nur weil dein Ego jetzt flüsterst: “Du kannst das nicht. Niemals“. Vertrau mir, das stimmt nicht. Und vertrau dir. Denn wie bei vielem im Leben, was neu ist, hilft uns Übung. Und auch wenn mir bis heute noch der Fuß im Schneidersitz einschläfst oder der Krach im außen zu laut ist, käme es mir nicht mehr in den Sinn diesen für mich wichtigen Start in den Tag aufzugeben. Es ist einfach ein wunderbares Gefühl, wenn ich mit Geduld und Durchhaltevermögen, dem täglichen Kampf zum Trotz in einer geraden Position vom Steißbein bis zum Kopf zwanzig Minuten da sitze und einfach nur meditiere. Herrlich! Bestimmt kennst du den Spruch „Übung macht den Meister“. Es hat einen Grund, weshalb das so im Volksmund heißt. Beim Meditieren geht es um diesen energetischen Flow, der die Verbindung zwischen Geist, Körper und Herz schafft. Der Weg dahin ist ein Prozess des Übens. Ohne eigene Wertung, ohne falschen Ehrgeiz und mit ganz viel Freude am Tun.

 

Das Denken an sich, im Allgemeinen und überhaupt

 

Ich sitze also auf meinem Kissen im Garten an diesem herrlichen Sommertag und spüre wie sich langsam meine Gesichtsmuskeln entspannen. Der Kopf, der Hals, die Arme, die Schultern, der Bauch, die Hüfte, die Beine und Füße. Nichts kribbelt im einigermaßen bequemen Schneidersitz. Nun also geht es in die Königsdisziplin in der Meditation: Das Denken an sich, im Allgemeinen und überhaupt. Die Theorie besagt, dass wir meistens mit unseren Gedanken in der Vergangenheit und der Zukunft sind. Was ja von sich aus schon ziemlich dämlich ist, denn beides liegt nicht mehr oder noch nicht in unseren Händen. Weiter sagt die Theorie, dass wir eben auch nichts Neues erschaffen können, solange wir das Alte nicht komplett loslassen. Klingt soweit einleuchtend. Die Krux ist, dass der Teil der zwischen der Vergangenheit und der Zukunft liegt, exakt der Moment ist, in dem wir uns gerade befinden und wo wir entscheiden, was der nächste Schritt ist. Während ist da so sitze und versuche, das Kribbeln in meinen Füssen zu ignorieren, rasen Gedanken durch meinen Denkapparat. „Ach die Wäsche müsste ich noch aufhängen“, „Mist, mit der Abgabe für den Text hänge ich drei Tage hinterher“, „Die Kundin wartet auf einen Rückruf“, oder „Wer kümmerst sich eigentlich um den Einkauf für das Wochenende?“. Unser Gehirn muss ständig denken. Das ist seine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, es dabei zu unterstützen, damit alles in den Flow kommt. Dafür meditiere ich.

 

Vor allem für Multitalente, die am liebsten hunderte, verschiedene Dinge gleichzeitig bespielen, kann Meditation helfen. Es bringt dich weg von den quälenden Gedanken, unwohlen Gefühlen und dem damit verbundenen schlechten Gewissen nichts so richtig auf die Reihe zu kriegen. Stattdessen hilft es stetig den Fokus für einen klaren (Über)Blick im Alltagstrubel zu verbessern.

Apps wie Headspace oder SevenMind erleichtern den Einstieg (unbezahlte Werbung)

 

Mal gelingt was besser, mal weniger

 

Um die Königsdisziplin zu erreichen, folge ich, nachdem ich meinen Körper in eine gemütliche Position gebrachte habe, den inneren Mustern und Abläufen der Meditationsarbeit. So wie bei jedem Training. Rund um meinen Garten herrscht reges Treiben. Ich höre das Zuschlagen einer Autotür und das Lachen eines Kindes aus der Ferne. Vogelgezwitscher dringt in meine Ohrmuschel. Das Rascheln von Blättern und das Gurren einer Taube auf dem Dach des Nachbarn lassen schließlich meine Augen entspannt schließen. Ganz egal wie laut es im Außen ist, ich begebe mich auf die Reise nach der Stille in mir. Ich atme ein paar Mal tief ein und aus. Ich spüre wie der Atem durch meinen Körper fließt und meine Muskeln anfangen sich mehr und mehr zu entspannen. Was ich jetzt lauter in mir wahrnehme, ist mein Herzschlag. Noch pocht es im zügigen Tempo. „Ah ein Gedanke“ fällt es mir ein. Es könnte am Schneidersitz liegen. Oder an der Wäsche. Oder am Telefonat mit der Kundin. Liebevoll schiebe ich den aufkommenden Gedanken mit geschlossenen Augen zur Seite. Ich bleibe bei mir, atme, schiebe den nächsten Gedanken beiseite, atme, lass alle weiterziehen und atme weiter ganz nach meinem eigenen Tempo. Mal gelingt das besser, mal weniger. Das einzige was zählt ist der Moment, und mag er noch so kurz sein, in dem es mir gelingt, das Kopfkarussell anzuhalten und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Ohne Druck. Ohne Bewertung. Ohne ein Gefühl von Strenge und Versagen.

 

Meine Learnings 2020

 

Dieser Sommer und das restliche Jahr in 2020 ist anders und weit weg davon ein Märchen wie in 2006 zu werden. Vielleicht muss es das auch gar nicht. Vielleicht hat dieses besondere Jahr eine andere Aufgabe für jeden von uns. Mich hat es sehr demütig, dankbar und nachdenklich gemacht, um noch tiefer den Sinn und Zweck meines eigenen Lebens zu reflektieren und danach zu handeln.

*weniger Fleisch, mehr Gemüse und regionaler Anbau
*weniger StadtAutoFahrten, mehr mit dem Rad (kein E-Bike) und zu Fuß
*allererste Demo Fridays for Future in Düsseldorf
*weniger neue Klamotten, vegane Schuhe
*weniger Plastik
*Unterstützung lokaler Anbieter und Projekte
*und 241 Tage Meditation, Vergebung und Dankbarkeit

 

Hinter jeder Krise steckt eine Chance. Darauf vertraue ich sehr. Genauso, dass sich in jedem Neuanfang ein Zauber verbirgt. Wir müssen ihn nur entdecken und auspacken. Deshalb hoffe ich so sehr, dass du deine Möglichkeiten findest, um deine Träume zu leben. Auch und vor allem, weil diese Krise eine große Herausforderung für die Meisten von uns ist, schafft sie aber auch ein Gefühl der Verbindung. Davon bin ich fest überzeugt und habe es wieder und wieder erlebt. Und auf das was ich erlebt habe, kann ich aufbauen. Und du auch!

 

In diesem Sinne, pass gut auf dich auf, bleib gesund und munter. Und wenn dir mein Blogbeitrag gefällt, machst du mir eine riesige Freude, wenn du ihn mit wunderbaren Menschen teilst.

 

Fühl dich gedrückt, deine Katja